Von einer Niederlage, die sich wie ein Sieg anfühlt

Knieschoner, Wasserflasche, Traubenzucker… Alles da. Los geht’s an den nächsten Mixed-Match! Heute Abend spielen wir gegen Tobel, eine neue Mannschaft in unserer Gruppe. In der Garderobe malen wir uns den neuen Gegner aus: Haben sie wohl scharfe Services? Wie gut stehen sie auf dem Feld? Mit welchen Tricks können wir ihnen Punkte abluchsen?

Beim Einspielen steigt die Nervosität dann noch etwas mehr. Aber wir scheinen einen guten Tag zu haben. Die Services flattern durch die Halle und die Smashes schlagen wenige Meter hinter dem Netz in den Boden ein.

Und dann geht’s los: Nach wenigen Punkten übernehmen wir die Führung und in unseren Köpfen keimt die Möglichkeit eines Satzsieges… Leider zu früh. Am Schluss reicht es doch nicht und der Satz geht an Tobel.

Im zweiten Satz soll alles anders werden. Wir wechseln was das Zeug hält und kämpfen um jeden Punkt. Doch wieder ist der Wurm drin. Nach einer anfänglichen Führung geben wir auch den zweiten Satz knapp ab. Aber trotz düsteren Prognosen haben wir ein gutes Gefühl: Wir retten Bälle, sind stark im Angriff und stehen gut auf unseren Positionen. Sind es wirklich nur die Nerven, die uns einen Strich durch die Rechnung machen?

Beim dritten Satz gilt «alles oder nichts!». Wir wechseln nochmals zurück und nehmen uns vor, jetzt einfach mit richtig viel Freude Volleyball zu spielen. Wir hechten, wir fischen, wir blocken und wir servieren direkt an die gegnerische Feldlinie. Und tatsächlich: Langsam klettern unsere Punkte auf die 25er-Marke zu… Nochmals scheint es, als würde uns Tobel einholen. Doch wir kämpfen weiter und das Unglaubliche wird wahr: Nach zwei Niederlagen gewinnen wir unseren ersten Satz! Endlich hat sich unser starkes Spiel ausgezahlt!

Diesen Schwung nehmen wir gleich mit in den vierten Satz und hängen unsere Gegner meilenweit ab. Es ist 22.00 Uhr. Es steht 2:2. Alles ist möglich.Unsere Euphorie steigt ins unermessliche. Einen Punkt haben wir auf sicher. Auf geht’s in den letzten Satz. Wer diesen gewinnt, gewinnt den Match. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren…

Schnell übernehmen wir die Führung. Wir kämpfen und kämpfen! Und am Schluss – reicht es leider doch nicht. Tobel überholt uns und feiert den Sieg.

Eigentlich müssten wir am Boden zerstört sein: So eine bombastische Aufholjagd und dann reicht es doch nicht. Aber so ist es nicht. Wir haben ein wunderschönes Volleyball gezeigt und das Spiel hat wahnsinnig viel Freude gemacht. Es fühlt sich fast so an, als hätte uns dieser Match noch etwas mehr zusammengeschweisst. Auch in der Garderobe ist die Stimmung gut: Wir feiern Marc und Céline, die ganze fünf Sätze durchgespielt haben und gratulieren uns gegenseitig zu genialen Spielzügen. Und genau dieses Miteinander ist doch die Magie von Volleyball.

Chantal Menzi